Exkursion in den längsten Bahntunnel der Welt

5/8/2018
Waldachtal

Live erleben, wie von 2007 bis 2027 Europas bisher größtes Infrastrukturprojekt entsteht – diese Gelegenheit hatten die Gäste des fischer Brenner Basistunnel Events. Durch den Fensterstollen ging es in die beiden Hauptröhren im Baulos Mauls 2-3 – mit Dimensionen zum Staunen.      

In der vorangegangenen Konferenz begrüßte Johannes Konrad, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing Befestigungssysteme der Unternehmensgruppe fischer, die Gäste. Er stellte die Unternehmensgruppe fischer sowie ihre Landesgesellschaften in Italien und Österreich vor. Zudem veranschaulichte er den Aufbau des Brenner Basistunnels.

Dieser besteht aus zwei eingleisigen Hauptröhren mit einem Durchmesser von je 8,1 m, die in einem Abstand von 70 m nebeneinander verlaufen. 12 m darunter befindet sich mittig der Erkundungsstollen, dessen Durchmesser mindestens 5 m beträgt. Im Abstand von je 333 m verbinden Querschläge mit je 3,2 m Durchmesser die Haupttunnelröhren.

Hiernach vermittelte David Marini, der im Baulos „Mauls 2-3‟ die Fachbereiche Konstruktiver Ingenieurbau, Field Engineering und Geotechnik verantwortet, technische Hintergründe und Rahmendaten zum Bauwerk. Die BBT SE ist die für den Brenner Basistunnel gegründete Aktiengesellschaft nach europäischem Recht und projektiert den Bau. Hauptziel des Brenner Basistunnels sei die Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene, sagte Marini.

Der Alpendurchstich verbindet Innsbruck (Österreich) mit Franzensfeste (Italien). Er ist Teil der neuen Bahnstrecke von München nach Verona. Diese liegt auf der Nord-Süd-Achse, die nach dem Konzept der Transeuropäischen Netze (TEN) für Verkehr, Energie und Telekommunikation urbane Zentren mit Häfen in Skandinavien und dem Mittelmeer verbinden soll. 

Mit 64 km inklusive der bereits bestehenden Eisenbahnumfahrung Innsbruck ist der Brenner Basistunnel der längste Bahntunnel der Welt. Alle Stränge zusammen werden auf 230 km Länge verlaufen – auch dies ist bisher einzigartig. Marini betonte, wie wichtig geeignete Befestigungssysteme bei einem solchen Mammutprojekt seien, um dauerhafte und temporäre Anbauteile zu fixieren. Eingesetzt werden hierfür fischer Schwerlastanker, weil sie zu den Bemessungen passen und sicher, wirtschaftlich und montagefreundlich sind.

Weiterhin stellte Marini den Bauabschnitt „Mauls 2-3‟ vor, den die Gäste besichtigten. Seine Maße betragen 39,8 km Haupttunnel, 14,8 km Erkundungsstollen und 10,4 km weitere Stränge (Zufahrtstunnel, Querschläge und Nothaltestelle Trens). Insgesamt erstrecken sich die Arbeiten vom Baulos „Eisackunterquerung‟ im Süden bis zur Staatsgrenze im Norden.

Daraufhin beleuchtete Dr. Thilo Pregartner, Bereichsleiter Technologie und Zulassung der Unternehmensgruppe fischer, die Ansprüche an dynamisch beanspruchte Befestigungen. Nach einem Forschungsüberblick zum Thema schlussfolgerte er: „Befestigungsmittel halten dynamischer Beanspruchung stand, wenn sie bestimmte Materialeigenschaften aufweisen. Hierzu zählen glatte Oberflächen, wenig Kerben, Korrosionsbeständigkeit und Vorspannkraft.‟ Wichtig seien zudem die Gutachten beziehungsweise Zulassungen. Diese Kriterien erfülle der fischer Nagelanker FNA II, der daher im Brenner Basistunnel verwendet werden kann. „Der FNA II ist laut ETA geeignet für Mehrfachbefestigungen nichttragender Systeme in Beton – etwa zur Verankerung von Rohrleitungen und Brandschutzplatten‟, betonte Dr. Pregartner. Auf einige anspruchsvolle Projektbeispiele – zum Beispiel die Befestigung stromführender Schienen – ging anschließend Roberto Ronchi ein – Vertriebsleiter Industrie der fischer Italia GmbH.

Bianca Taferner, Managerin für Tunnelbrandschutz bei der Promat GmbH (Etex Building Performance GmbH), verdeutlichte danach die Bedeutung von baulichem Brandschutz bei Tunnelbauwerken. Nur hierdurch werde der Schutz von Mensch und Konstruktion sichergestellt sowie ein wirtschaftlicher Schaden durch hohe Sanierungskosten und lange Sperrzeiten vermieden.

Taferner stellte Leistungen der Promat GmbH vor: Brandsichere Kabelkanäle und -rohre, Zugstangenbekleidungen, Abschottungen, Rauchgasversuche, Decken- und Wandbekleidungen – etwa mit dem fischer Nagelanker FNA II – und vieles mehr. Im Anschluss präsentierten Roberto Ronchi und Giorgio Mercati – Geschäftsführer Archem Srl – Wandbekleidungen im Tunnel anhand von italienischen Referenzobjekten. Bei zahlreichen Beispielen konnte aufgezeigt werden, wie mithilfe von fischer Befestigungssystemen Verkleidungen realisiert wurden, die Funktionalität, Ästhetik und Sicherheit vereinen.

Zur Anwendung des Building Information Modeling (BIM) referierte Emil Kral, technischer Manager der fischer Austria GmbH. Er eröffnete seinen Vortrag mit einer möglichen Definition des Megatrends im Bauwesen: „BIM ist ein Erstellungsprozess und Management der digitalen Darstellung von physikalischen und funktionalen Eigenschaften des realen Bauwerks‟. Die neue digitale Planungsmethode steigere die Effektivität und Qualität, verbessere den Informationsaustausch und senke die Kosten. Dabei sei es wichtig, alle Experten frühzeitig in das Projekt reinzuholen, um die mit BIM verbundenen Herausforderungen frühzeitig zu erkennen und effektiv zu managen. 

Gegenseitig voneinander inspiriert – so lautete der allgemeine Tenor – verließen die Teilnehmer den Kongresssaal in der Festung Franzensfeste (Fortezza), wo der Event startete und endete.

 

 

Hier finden Sie die Presseinformation zum Download.
Katharina Siegel-Rieck
Pressereferentin fischer Befestigungssysteme
cd-blue-54ff7c8c74-nkjs4